Die Schweinehaltung in Luxemburg hat sich spätestens seit dem letzen Pestausbruch im Jahr 1999 komplett verändert. Wo Mitte der 90er Jahre des letzen Jahrhunderts noch viele Betriebe als zweites Standbein mit 30-100 Sauen „produziert“ haben, schreitet die Spezialisierung der Betriebe durch den wachsenden Preisdruck und Lebensmittelsicherheit Anfang des neuen Jahrtausends schnell voran. Obwohl 2015 (95.337) in Luxemburg nicht mehr Schweine als 1950 (95.987) gehalten wurden, hat sich die Zahl der schweinehaltenden Betrieb von 16700 auf gerade mal 103 im Jahr 2015 reduziert. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Luxemburg lag im Jahr 2015 bei 39,8kg, was einer Gesamtmenge von 22.670.239kg verzehrtem Schweinefleisch entspricht. Bei einer inländischen Produktion (2015) von 160.600 Schweine, entspricht dies einem Selbstversorgunggrad von gerade mal 65-70%.
Bei der Schweineproduktion unterscheidet man zwischen Zuchttieren und Masttieren. Zuchttiere werden zur Vermehrung genutzt. Das Zuchtschwein, auch noch Jungsau genannt, wird im Alter von 240-260 Lebenstage das erste mal besamt und ferkelt im Alter von rund 365 Tagen das erste mal ab, bei einer Tragezeit von rund 115 Tage. Die Wurfgrösse variiert stark, wobei sie auch von der jeweiligen Rasse abhängig ist. Mit der Zucht gelang es in den letzten 50 Jahren Rassen zu kreuzen, um deren guten Eigenschaften wie Milchleistung, lebend geborene Ferkel, Muttereigenschaften, usw. in eine neue Zuchtlinie einzubringen. Dadurch sind heute Leistungen von knapp 30 verkauften Ferkel pro Sau und Jahr bei gleichbleibenden Kosten aber ohne unnatürliche Beanspruchung der Sauen, möglich. Eine Zuchtsau hat eine Lebensleistung von 6-10 Würfen (Alter 4-5 Jahre), bevor die Leistung die Kosten nicht mehr deckt und sie wieder durch eine Jungsau ersetzt wird. Altsauen werden auch der Lebensmittelkette zugeführt und ihr beherztes festere Fleisch wird vor allem in Wurstprodukten verarbeitet.
Ein Ferkel säugt rund 4 Wochen an der Sau, bevor es abgesetzt wird. (Geburtsgewicht 1,5kg; Absetzgewicht 8-9kg) Die Sau wird wieder rauschig und wird wieder belegt. Das Ferkel kommt in einen spezialisierten Aufzuchtstall , welcher den Bedürfnissen der Ferkel bezüglich Temperatur, Fussboden, Hygiene, Futter, Beschäftigung entspricht. Hier verbleibt es im Schnitt 6-8 Wochen, (Gewicht 10 Wochen: 30kg) Dann wird das Ferkel umgestallt in den Maststall, welcher auch dem Alter entsprechenden Bedürfnissen entspricht. Nach weiteren 18-20 Wochen hat das Ferkel/Schwein sein optimales Schlachtgewicht von 125kg erreicht und wird der Lebensmittelkette zugeführt.
Bei der Mast kommt es vor allem auf Effektivität, Qualität und Lebensmittelsicherheit an. Auch wenn moderne Haltungssysteme nicht sonderlich beliebt sind, erlauben sie diese Vorgaben sicher und nachhaltig um zu setzen. Nachhaltig in dem Sinn von Ressourcenverbrauch. Ein Beispiel: Abhängig von Haltungssystem und Rasse sowie sonstigen Faktoren gibt es grosse Unterschiede im Futterverbrauch. Neben oben genannten Zielen der Zucht sind auch die Futterverwertung (wieviel Futter ein Schwein frisst um 1kg Fleisch zu zu nehmen) sowie die daraus resultierende Tageszunahmen und Gesamtfutterverbrauch. So gibt es je nach Haltungsart (Konventionell, Bio, Offener Stall, Aussenhaltung,etc) Unterschiede zwischen 2,3kg Futter pro 1kg Zuwachs bis hin zu 5kg Futter pro 1kg Zuwachs. Das heisst 200kg Futter bis zu 450kg Futter pro Schwein. Dies ist ein Grund wieso sich Betriebe immer weiter spezialisieren um den Marktanforderungen gerecht zu werden. Was auf den ersten Blick nicht viel aussagt, relativiert sich wenn wir uns wieder den Luxemburger Gesamtverbrauch anschauen. 22.670.239kg Fleisch bei 2,3kg Futterverwertung entsprechen der Menge Futter von 5800 ha Ackerfläche 22.670.239kg Fleisch bei 5kg Futterverwertung entsprechen der Menge Futter von 12590 ha Ackerfläche.
Die Ställe werden sich den Vorgaben des Tierwohls in den nächsten Jahren weiter anpassen, ohne dabei jedoch die obengannten Punkte aus dem Blick zu lassen. Da jede Veränderung an Ställen mit hohen Kosten verbunden ist, wird sich die Zahl der schweinehaltenden Betriebe in Luxemburg, sowie in Europa weiter verringern und sich die Bestandsgrösse vergössern. Es werden mehr Tiere in weniger Ställen gehalten. Das oft argumentierte Wort Massentierhaltung, wird oft negativ wahr genommen. Dabei erklärt es sonst nichts wie dass viele Tier auf einem Standort in dafür spezialisierten Ställe gehalten wird. Beispiel: Ein Hühnerstall für 12 Hühner mit künstlichem Licht und Ventilator entspricht per Definition dem Wort Massentierhaltung. Solange dem Einzeltier seinen Ansprüche genüge getan wird, ist es egal ob auf einem Standort 20 Schweine oder 20.000 Schweine gehalten werden. Das Risiko von Krankheiten und Seuchen ist auf beiden Standorten gleich groß, nur das finanzielle Risiko ist für den größeren Bestand grösser, wodurch hier mehr Maßnahmen zur Verhinderung von Einschleppung von Krankheiten genommen werden. Dadurch entsteht das Bild der Abschottung solcher Betriebe (Festungen mit Zäunen). Da ein landwirtschaftlicher Betrieb, sowie jeder andere Betrieb aber auch wirtschaften muss, ergeben sich bei größeren Bestandsgrößen Synergien (Arbeitskräfte, Futtermenge, Material, Logistik, usw.) welche den normalen Marktbedingungen entsprechen.
Fleischgenuss ist keine Sünde es ist aber auch kein Muss. Weniger ist vielleicht mehr, es wird aber immer Fleisch konsumiert werden und die Landwirtschaft wird immer versuchen mit dem Minimum an Ressourcen bei gleichbleibender Qualität, Sicherheit und Tierwohl, Lebensmittel für alle herzustellen. Die Landwirtschaft hört zu und versucht den Ansprüchen von mehr Tierwohl und Umweltschutz gerecht zu werden, jedoch kann Sie das nicht zum Nulltarif. (Siehe Tabelle Verbraucherpreis, Produktionspreis Luxemburg 1990-2015)